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Welche Auswirkungen Corona auf betriebliche Weiterbildungs- und Gleichstellungsaktivitäten hat

Die Pandemie hat die Umsetzung von Weiterbildungs- und Gleichstellungsaktivitäten mit Betrieben und Beschäftigten verändert. Das Geschäft von Weiterbildungsanbietern war in diesem Feld zuvor geprägt von Kursen und Schulungen im Präsenzformat. Wird Corona zu einer anhaltenden Verschiebung hin zu digitalen Formaten führen? Darauf deuten Erkenntnisse aus einer aktuellen Befragung der von Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) und DGB Bildungswerk umgesetzten Regiestelle „Fachkräfte sichern“ hin.

Demnach geben 81 Prozent der Befragungsteilnehmenden an, dass der Einsatz von Online-Seminaren seit der Pandemie zugenommen habe. Vor den Kontaktbeschränkungen wurden Online-Seminaren nur durch 18 Prozent der Befragten eine hohe Relevanz zugeschrieben; dagegen gaben 91 Prozent an, dass Präsenzangebote in Vor-Krisen-Zeiten sehr bedeutsam waren. An der Befragung nahmen 62 Einrichtungen teil, die aktuell Weiterbildungs- und Gleichstellungsaktivitäten mit Betrieben und Beschäftigten umsetzen. Die Aktivitäten werden im Rahmen der ESF-Sozialpartnerrichtlinie „Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert und neben Arbeitgeberverbänden, gewerkschaftsnahen Einrichtungen und Unternehmen vor allem durch Weiterbildungsträger umgesetzt. Befragungszeitraum war Dezember 2020 bis Januar 2021.

„Wir glauben, dass sich die Verschiebung hin zu Online-Formaten in der Weiterbildung auch nach der Krise fortsetzen wird, wenn auch nicht so, dass es dann ausschließlich digitale Angebote geben wird“, erklärt Susanne Kretschmer, Geschäftsführerin am f-bb. Zu groß seien die Vorteile. In der „Regiestellen“-Befragung nannten befragte Projektträger etwa mehrfach den Faktor Flexibilität: Profitieren können Träger bzw. Anbieter, die Maßnahmen einfacher für Beschäftigte mehrerer Betriebe oder Standorte umsetzen können. Für Beschäftigte bzw. potenzielle Teilnehmende reduzieren sich Zeit- und Reisekosten. Zudem können digitale Formate Beschäftigten neben den Qualifizierungsinhalten auch digitale Kompetenzen vermitteln – dieser Nebeneffekt wird in der Befragung wiederholt herausgehoben.

Den Vorteilen stehen aber auch Schwierigkeiten gegenüber. In der „Regiestellen“-Befragung wurden fehlende technische Infrastruktur und Ausstattung bei Beschäftigten bzw. Betrieben mit 81 Prozent sowie fehlendes digitales Know-how mit 71 Prozent als relevanteste Hemmnissebei der Nutzung digital gestützter Formate genannt. Auch hat die Pandemie die Umsetzung von Projektangeboten zur betrieblichen Weiterbildung und Gleichstellung „durchgerüttelt“ und erschwert: So geben 66 Prozent der Befragten an, dass Unternehmen bzw. Beschäftigte ihre Teilnahme an Maßnahmen im Programm "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern" kurzfristig verschobenhabenoder vorrübergehend aussetzten. 61 Prozent der Befragungsteilnehmenden äußern, dass sich die (Neu)Gewinnung von Unternehmen bzw. Beschäftigten zur Teilnahme an den Programmmaßnahmen unter den gegenwärtigen Umständen schwieriger gestaltet.

„In der Krise ist Weiterbildung und Gleichstellung für einige Betriebe nicht auf der Top-Prioritätenliste“ räumt Kretschmer ein – „und sicherlich sind auch digitale Weiterbildungsformate für manche Branchen und Beschäftigtengruppen viel einfacher umsetzbar als für andere. Hemmnisse wie fehlende technische Infrastruktur oder digitales Know-how müssen von Betrieben und Weiterbildungsanbietern aber in jedem Fall ernst genommen werden.“


In Kürze wird über die Regiestelle ein ausführlicherer Bericht erfolgen. Umgesetzt wird die Regiestelle im Auftrag des Bundeministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Sie berät und begleitet bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der ESF-Sozialpartnerrichtlinie „Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern“. Mehr Informationen zum ESF-Programm „Fachkräfte sichern“ hier sowie hier.

  Marisa Hartmann

  Vivian Hamacher