InfoForum 02/2025
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Mit frischer Energie in die berufliche Zukunft
Innovative Events & PR: Junge Menschen für die Beratung gewinnen

Lassen sich Studienzweifel mit Yoga einfach wegdehnen? Nein, aber Yoga kann bei einem Tabuthema als entspannter Türöffner dienen. Junge Menschen, die an ihrem Studium zweifeln oder es bereits abgebrochen haben, sind häufig nicht ausreichend über kostenfreie Beratungsangebote informiert. Viele haben zudem falsche Vorstellungen oder Vorurteile gegenüber einer Beratung. Hier setzt die Arbeit am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in Form des Projekts „Beratungsnetzwerk Queraufstieg – Vernetzt beraten zum Thema Studienabbruch in Berlin, Brandenburg, Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt“ an. Als erste digitale Anlaufstelle bei Studienzweifeln macht es bestehende Beratungsangebote sichtbar und unterstützt Beratende durch adressatengerechte Öffentlichkeitsarbeit und innovative Veranstaltungen. Ziel ist es, junge Menschen zur Auseinandersetzung mit ihren eigenen Zweifeln anzuregen, ihnen Raum für Reflexion zu bieten und so den Weg zur Beratung im Netzwerk zu ebnen.
Innovative Beratungsansätze: Yoga als Türöffner
Als Beispiel für einen solchen innovativen Ansatz dient die Veranstaltung „Yoga gegen (Studien-)Zweifel“, die im Herbst vergangenen Jahres in Berlin pilotiert wurde. Ziel des Yoga-Ansatzes: Das Thema Studienzweifel über einen niedrigschwelligen Zugang ansprechen. Insgesamt drei Mal wurde das Format mit wechselnden Partnern aus der Beratungslandschaft umgesetzt – neben der Studienberatung einer Hochschule beteiligten sich auch zwei Projektträger.
Zu Beginn der etwa dreistündigen Veranstaltungen leitete eine erfahrene Trainerin jeweils 10 bis 15 Teilnehmende durch eine Yoga-Session. Diese regte zur inneren Ruhe an und schuf eine offene Atmosphäre. Mit frischer Energie kamen die Studierenden anschließend untereinander sowie mit einer Beratungsperson ins Gespräch. Durch verschiedene Methoden reflektierten sie ihre eigenen Kompetenzen und beruflichen Ziele und erhielten Anregungen für ihre persönliche Neuorientierung.
Die Pilotierung ergab: Mehrere Faktoren sind für den Erfolg dieses Veranstaltungsformats relevant. Um die Teilnahme über die gesamte Veranstaltungsdauer zu sichern, gestalteten die Organisatoren den Übergang zwischen der Yoga-Einheit und dem gemeinsamen Austausch fließend. Bereits während der Yogaübungen stellten sie inhaltliche Bezüge zum Thema Zweifel her. Die anschließenden Methoden fügten sich nahtlos ein – so nutzte die Beratende die Ruhephase am Ende der Yoga-Einheit, um die Studierenden mit einer Traumreise auf den Reflexionsprozess einzustimmen. Die Übungen und kreativen Impulse stärkten das positive Körper- und Wir-Gefühl innerhalb der Gruppe und förderten das Vertrauen zur Beratenden. Dadurch öffneten sich die Teilnehmenden leichter für das Thema Studienzweifel und entwickelten eine größere Bereitschaft für eine spätere Beratung. Ansprechende Räumlichkeiten und kleine Snacks schufen eine Atmosphäre, die Entspannung und Beratung miteinander verband.
Vom Yoga zur Lyrik - Poetry-Slam als Beratungsansatz
Der Poetry-Slam „Nicht das Ende der Welt“ näherte sich dem Thema (Studien-)Zweifel auf kreative Weise an. Die Abendveranstaltung rückte persönliche Erfahrungen mit Unsicherheiten, Neuorientierungen sowie der Wahl von Beruf und Ausbildung in den Mittelpunkt. Drei Slammer*innen – teils mit eigenen Umbrüchen im Lebenslauf – präsentierten abwechselnd Texte, die sich genau mit diesen Aspekten auseinandersetzten. Besonders eindrücklich verdeutlichte eine Slammerin die Vielschichtigkeit heutiger Entscheidungen:
„Da ging es nicht um sichere Jobs mit guter Bezahlung, sondern darum, Tierärztin zu werden, weil Tiere echt süß sind. Da ging es nicht um Übernahmechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten, sondern darum, Feuerwehrmann zu werden, weil das echt cool ist.“
Ein interaktives Quiz zum Thema Studienzweifel sowie Infostände verschiedener Beratungsangebote luden die Teilnehmenden zum Mitmachen und Austausch ein. Zusätzlich wurde das Projekt selbst und dessen Angebot präsentiert.
Räume für persönliche Geschichten schaffen
Die Erzählformate des „Beratungsnetzwerks Queraufstieg“ in Form des „Studienabbruch-Podcasts“ und die persönlichen Geschichten von Studienabbrecherinnen auf dem Instagram-Kanal @queraufstieg bieten Räume, in denen sich junge Menschen mit eigenen Studienzweifeln emotional wiederfinden können. Das Projekt unterstützt so Studienzweifler*innen, sich mit ihrer persönlichen Situation auseinanderzusetzen, sich auszutauschen und Motivation für ihre Neuorientierung zu gewinnen.