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Potenziale aktivieren und Wege ebnen

Arbeitsorientierte Grundbildung als Brücke zu nachhaltiger Beschäftigung

Jonas arbeitet seit fünf Jahren als Hilfskraft in einem Logistikzentrum. Er träumt davon, Lagerleiter zu werden. Für seine aktuelle Tätigkeit reichen seine Grundkompetenzen aus. Als angehender Facharbeiter sollte er jedoch Fachtexte lesen und Mengenberechnungen fehlerfrei ausführen können. Zudem setzt sein Arbeitgeber verstärkt auf IT-gestützte Erfassung und Dokumentation in der Kommissionierung. Da Jonas in seiner Position bisher kaum Gelegenheit hatte, Zukunftskompetenzen wie Selbstständigkeit, kritisches Denken oder Kreativität auszubilden, fühlt er sich diesen Veränderungen nicht gewachsen. Er kann sich nicht vorstellen, sich mit eigenen Vorschlägen an der Prozessoptimierung zu beteiligen.

Samira lebt seit drei Jahren mit ihrer Familie in Deutschland. Sie ist arbeitslos und sucht eine Teilzeitstelle. In ihrem Herkunftsland Bangladesch hat sie als Näherin in einer Textilfabrik gearbeitet. Sie hat zwar keine Berufsausbildung, ist es aber gewohnt, genau zu arbeiten. Sie verfügt über ein gewisses technisches Verständnis und hat Interesse an einer Tätigkeit in der Produktion. Mit den Strukturen und Regeln am hiesigen Arbeitsplatz ist sie jedoch nicht vertraut. Ihre Deutschkenntnisse (Niveau A2) reichen nicht aus, um Arbeitsanweisungen zu verstehen. Für einen erfolgreichen Berufseinstieg benötigt sie Unterstützung.

Qualifizierungspotenziale aktivieren

Im Zuge der Transformation (Demographie, Digitalisierung, Dekarbonisierung, Deglobalisierung) suchen Unternehmen branchenübergreifend Beschäftigte mit entsprechenden Grund- und Zukunftskompetenzen. Menschen wie Jonas und Samira, die über geringe (Schrift-)Sprachkenntnisse und/oder andere geringe berufsbezogene Grundkompetenzen verfügen, haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Aufgrund fehlender Voraussetzungen bleiben ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten und Qualifizierungswege verschlossen, obwohl sie über Potenzial verfügen und motiviert sind. Die Studie „LEO 2018“ der Universität Hamburg gibt einen Überblick über die Zahl der potenziell Betroffenen. Man kann von 6,2 Millionen gering literarisierten Erwachsenen in Deutschland ausgehen, von denen etwa 62 % erwerbstätig und 13 % arbeitslos sind. Jonas und Samira sind also keine Einzelfälle.

Grundbildungspfade eröffnen

Arbeitsorientierte Grundbildung kann Teilhabechancen eröffnen und helfen, Qualifizierungsreserven zu erschließen. Damit Betroffene eine passgenaue Förderung erhalten, sind grundbildungssensible Beratungsangebote notwendig. Beratende sind gefordert, komplexe Bedarfslagen von Betroffenen und Betrieben zu berücksichtigen. Um dies leisten zu können, müssen sie einen guten Überblick über ein bislang eher unstrukturiertes Angebotsportfolio haben. Zudem ist Unterstützung bei der Organisation der Qualifizierung gefragt. Mit dem Projekt „Konzertierte Kommunikations- und Vertriebsstrategie für innovative Maßnahmenformen: Grundbildungspfad zur beruflichen (Teil-)Qualifizierung Arbeitsloser und Beschäftigter“ (AoG-plus-TQ) machen die Verbundpartner Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw), Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) München und Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) den Grundbildungspfad bis zur beruflichen (Teil-)Qualifizierung gangbar. Ihr Ziel ist es, durch (Weiter-)Entwicklung und Umsetzung innovativer Maßnahmenformate, Beratungsansätze und Marketingstrategien Förderstrukturen in regionalen Netzwerken grundbildungssensibel zu gestalten. Dazu gehört insbesondere die (Weiter-)Entwicklung von Ansätzen der Lernbegleitung, um geeignete Rahmenbedingungen für arbeitsplatznahes Lernen zu schaffen. Damit eröffnen sie Menschen mit Grundbildungsbedarf wie Jonas und Samira berufliche Perspektiven und unterstützen Unternehmen bei der Fachkräftesicherung.

Das Projekt wird im Rahmen der „Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ mit Mitteln des BMBF unter dem Förderkennzeichen 2107AGBP gefördert.