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Wie Begleitung Türen öffnet

Ein Rückblick auf das Landesprogramm "Türöffner: Zukunft Beruf"

Das Landesprogramm „Türöffner: Zukunft Beruf“ in Brandenburg zeigt, wie Ausbildung regional gestärkt werden kann – und welchen Beitrag die Begleitung durch das f-bb für die Umsetzung vor Ort leisten konnte.

An Universitäten sind Studienberatungen für Studierende längst selbstverständlich – Anlaufstellen für Auszubildende mit Problemen im Betrieb oder für Schüler*innen ohne Ausbildungsplatz direkt an Beruflichen Schulen hingegen noch nicht.

In Brandenburg wird genau das seit 2017 mit dem Landesprogramm "Türöffner: Zukunft Beruf" umgesetzt. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat das Programm acht Jahre im Auftrag des Bildungsministeriums des Landes Brandenburg begleitet. 15 Lokale Koordinierungsstellen (LOK) sind an Oberstufenzentren (OSZ) in Brandenburg angesiedelt – als Anlaufstellen für Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Betriebe. Die LOK-Mitarbeitenden machen Jugendliche fit für die Ausbildung und sensibilisieren für das Thema Ausbildungsabbruch. Angestellt bei Landkreisen und kreisfreien Städten, arbeiten sie direkt vor Ort an den OSZ. Ihr Vorteil: Sie sind nah an den Schüler*innen und gleichzeitig in regionale Netzwerke eingebunden.

LOK bieten Orientierung für Schüler*innen ohne Ausbildungsplatz am OSZ

Wenn Schülerinnen ohne Ausbildungsplatz (BFS-G/BFS-G-Plus) ins Schuljahr starten, übernehmen die LOK eine koordinierende Rolle und versuchen, sie kurzfristig in Ausbildung zu vermitteln – in enger Zusammenarbeit mit Kammern und örtlichen Agenturen für Arbeit / Jugendberufsagenturen. Um Ausbildungsmöglichkeiten kennenzulernen, organisieren sie zum Beispiel Ausbildungsmessen, stellen Firmenkontakte her und helfen bei den Bewerbungsunterlagen. Viele Jugendliche benötigen aber zusätzliche Unterstützung. Mit adressatengerechten Projekten bereiten die LOK sie auf den Ausbildungsalltag vor. Dabei arbeiten sie mit Berufsberater*innen, Kammern und anderen Akteuren zusammen, bauen Vertrauen auf und vermitteln Förderangebote am Übergang Schule-Beruf.

LOK unterstützen Auszubildende während ihrer Ausbildung

Zu Beginn der Ausbildung bieten viele LOK zur Stärkung des sozialen Klassenklimas Teambuilding-Maßnahmen an. Seminare zu Themen wie „Rechte und Pflichten“, „Finanzen“ oder Lernmethoden ergänzen das Angebot. Während des Jahres folgen Projekte zur Kommunikationsfähigkeit, Konfliktbewältigung oder Prüfungsvorbereitung. Die LOK stimmen ihre Angebote mit den OSZ und Trägern ab und passen sie den Bedarfen der Jugendlichen an, die sie regelmäßig erfassen. Auszubildende mit Problemen im Betrieb können sich direkt und niedrigschwellig an sie wenden. Die LOK klären über Möglichkeiten auf und vermitteln passende Unterstützung.

LOK stärken die OSZ als Bildungsstandort

Die LOK sind Ansprechpartner für Schüler*innen und Lehrkräfte – aber auch für Betriebe, Kammern, Migrationsdienste und weitere Partner. Sie helfen bei Problemen in der Ausbildung oder präsentieren das OSZ auf Messen. Manche entsenden Ausbildungsbotschafter oder werben an allgemeinbildenden Schulen für die duale Ausbildung.

Wie hat das f-bb das Programm begleitet?

Die Begleitung der LOK ging seit 2017 durch drei unterschiedliche Phasen (Förderperioden). In der ersten Förderperiode lag der Schwerpunkt auf der individuellen Prozessbegleitung. Das f-bb griff dabei konkrete Themen aus dem Arbeitsalltag der LOK-Mitarbeitenden auf. Ein zentrales Element bildete der moderierte kollegiale Austausch in regionalen Treffen mit jeweils drei bis vier LOK. Diese Treffen halfen den Mitarbeitenden, Hemmnisse und Widerstände zu bewältigen, die ihnen als noch unbekanntes und neues Element am OSZ begegneten. Gemeinsam entwickelten sie Lösungsstrategien.

In der zweiten Förderperiode verlagerte sich der Fokus auf strategische Themen wie Qualitätssicherung, Wirkungserfassung sowie Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Inhalte wurden mit den LOK-Mitarbeitenden in Praxiswerkstätten erarbeitet.

In der dritten Förderperiode verschob sich der Schwerpunkt von der Prozessbegleitung hin zu Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit.

Die fachliche Begleitung durch das f-bb diente neben der Prozessbegleitung in den Förderperioden als Instrument des Wissensmanagements. Zu Beginn war der fachliche Input davon geprägt, Ansätze und Beispiele aus dem Themenfeld Übergang Schule - Beruf als Inspiration den LOK-Mitarbeitenden vorzustellen. In späteren Phasen diente die fachliche Begleitung eher zur Strukturierung und ermöglichte es, den Transfer guter Praxis innerhalb des LOK-Netzwerks herzustellen.

Erfahrungen teilen – in der Praxiswerkstatt

Ein zentrales Format der Begleitung waren die jährlichen Praxiswerkstätten. Sie boten den LOK Raum für kollegialen Austausch und fachliche Reflexion. Immer wieder rückten dabei praxisnahe Fragestellungen in den Fokus: Wie kann die eigene Rolle am OSZ sichtbar gemacht und im Schulalltag verankert werden – gerade im Zusammenspiel mit Schulleitung und Lehrkräften? Welche regionalen Akteure sind relevant, um tragfähige Netzwerke aufzubauen, und wie lässt sich eine Positionierung als verbindende Schnittstelle erreichen? Auch der Umgang mit methodischen Anforderungen, etwa bei der Erhebung von Bedarfen der Schülerschaft, spielte eine wichtige Rolle. Der so entstandene Wissenstransfer ermöglichte es, regionale Unterschiede und die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte der LOK gewinnbringend zu berücksichtigen, von Erfahrungen gegenseitig zu profitieren und gemeinsame Qualitätsentwicklung sicherzustellen. Die Verbindung von themenbezogenen Impulsen und interaktiven Workshop-Phasen stärkte sowohl den fachlichen Diskurs als auch die Vernetzung unter den LOK

Moderation und Kommunikation als Erfolgsfaktor

Das f-bb agierte als Moderator zwischen Ministerium und operativer Ebene. Durch den engen Austausch mit den LOK konnten Hindernisse früh erkannt und gemeinsam mit dem Ministerium Lösungen entwickelt werden.

Der Rückblick zeigt: Die kontinuierliche, strukturierende und methodisch fundierte Begleitung durch das f-bb prägt die erfolgreiche Entwicklung der LOK, welche noch bis 2028 weitergefördert werden. Sie unterstützt den Aufbau professioneller Arbeitsstrukturen, fördert den fachlichen Austausch und leistet einen zentralen Beitrag zur Qualitätsentwicklung im Landesprogramm.

Die zentrale Erkenntnis: Neue Akteure brauchen in einem etablierten System Starthilfe und eine prozessorientierte Begleitung, um unterschiedlichen Ausgangslagen zu meistern und Qualität nachhaltig zu sichern.

Sven Marion

Lisa Vazansky

Sabrina Anastasio