InfoForum 01/2025
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Betriebliche Qualifizierung im Wandel ….
… und was Weiterbildungsverbünde als Schlüsselakteure dazu beitragen

Weiterbildungsverbünde (WBV) füllen unterschiedliche Tätigkeitsfelder aus und übernehmen vielfältige Aufgaben (siehe Abbildung). Voraussetzung für die erfolgreiche Arbeit eines WBV ist der Aufbau und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Verbundpartnern und Akteuren der Weiterbildungslandschaft. Um Betriebe passgenau zu unterstützen, werden im ersten Schritt Instrumente der Bedarfsermittlung und Kompetenzentwicklung erarbeitet. Auf dieser Basis können Verbünde die Betriebe nicht nur bei der strategischen Weiterbildungsplanung unterstützen, sondern auch betriebliche Veränderungsprozesse anstoßen und moderieren. Sie bilden dann eine wichtige Schnittstelle zwischen Betrieben und Weiterbildungseinrichtungen, um Angebote an den Bedarf und betrieblichen Alltag anzupassen oder auch um neue Lernformate zu entwickeln. Unabdingbar ist dabei eine zielgerichtete Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit, die das Thema Weiterbildung sichtbar macht und attraktiv kommuniziert.
Vor dem Hintergrund der großen Transformationsprozesse bieten Weiterbildungsverbünde u.a. folgende Vorteile für Unternehmen und Weiterbildungspartner:
- Auf Basis von Analysen, Trends, regionalen und branchenspezifischen Besonderheiten werden Entwicklungsperspektiven und strategische Ansätze gemeinsam mit den Betrieben erarbeitet. Daraus werden systematisch Kompetenzbedarfe ermittelt und in Weiterbildungsangebote überführt, die sowohl die betrieblichen Gegebenheiten als auch die Lern- und Veränderungsbereitschaft der Beschäftigten in den Blick nehmen.
- Der Auf- und Ausbau von Weiterbildungsnetzwerken mit verschiedensten Akteuren schafft neue Verknüpfungen zwischen Akteuren, die vorher nicht miteinander kooperiert haben. Ein WBV kann als neutrale Stelle, die die „Fäden zusammenhält“ Vertrauen schaffen und Konkurrenzdenken reduzieren. Weiterbildung wird dann zu einer gemeinsamen Aufgabe in einer Region/Branche.
Als Ergebnis von WBV sind Netzwerke entstanden, die einerseits Betriebe bedarfsorientiert unterstützen und zum anderen Weiterbildungsangebote in der Region und/oder Branche transparent machen, was den aufwendigen Prozess der Angebotssuche für Betriebe erheblich verkürzt.
Bedarfsermittlung: Beteiligungsorientierte Ansätze und KI in der Personalplanung
Darüber hinaus zeigen WBV auf, dass sich beteiligungsorientierte Ansätze bei der betrieblichen Bedarfs- und Kompetenzermittlung als besonders erfolgversprechend erweisen. Werden Beschäftigte in die Bedarfsermittlung aktiv einbezogen, steigt nicht nur die Akzeptanz für Veränderungsprozesse, sondern es können auch Ängste und Vorbehalte aufgegriffen werden.
Parallel dazu eröffnen sich durch KI-basierte Plattformen neue Möglichkeiten für Personaler*innen, Kompetenzprofile zu erstellen, aus denen sich individuelle Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende ableiten lassen. Hier bieten WBV eine gute Schnittstelle zur Entwicklung passgenauer Maßnahmen.
Botschafter für eine neue Kultur der Weiterbildung
Weiterbildungsverbünde können die verschiedenen Sichtweisen, Ressourcen und Kompetenzen der Partner zusammenbringen und somit innovative Effekte für Weiterbildungsangebote in Wandlungsprozessen erzielen. Sie zeigen, dass eine Kultur der Veränderung und Weiterbildung entscheidend ist, um die Transformation in Unternehmen zu bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu sichern.
Darüber hinaus sensibilisieren sie für ein neues Verständnis von Weiterbildung: Weiterbildung ist zum einen stärker an den beruflichen Problem- und Handlungssituationen auszurichten, zum anderen kann und darf Weiterbildung auch „Spaß machen“. Hierzu werden verschiedene Formate und Lernzugänge erprobt. Weiterbildungsverbünde sind damit nicht nur wertvolle Knotenpunkte und Gestalter in der Weiterbildungslandschaft, sondern auch Botschafter einer neuen Weiterbildungskultur.
Projekte enden, Weiterbildung nicht
Kooperation braucht Zeit und Vertrauen für den Beziehungsaufbau. Die Förderung von Netzwerken, Clustern und anderen strukturellen Kooperationen benötigt aufgrund des hohen Aufwands in der Initialisierungs- und Bekanntmachungsphase langfristige Perspektiven, insbesondere weil Wirkungen der Förderungen erst spät sichtbar werden. Es braucht vor allem Kontinuität in der Verbundarbeit, um eine angebotsoffene, unabhängige und neutrale Unterstützung für Unternehmen beim Thema berufliche Weiterbildung gewährleisten zu können. Auch wird die Qualifizierung von Mitarbeitenden weiterhin eine hohe Relevanz in transformativen Zeiten haben. Die Anstrengungen der letzten Jahre zur Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung sind daher unbedingt fortzuführen. Es stellt sich die Frage, wie und in welchem Umfang zukünftig Weiterbildungsagenturen hier unterstützen können.
Dieser Beitrag ist nach Abschluss des Projektes „Koordinierungszentrum für Weiterbildungsverbünde – forum wbv“ entstanden. Das forum wbv wurde über das Bundesprogramm Aufbau von Weiterbildungsverbünden durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und leistete einen Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Weiterbildungsstrategie. Es wurde durch die Projektpartner Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH und Institut für Training, Forschung und Projekte (IFTP) am bfw sozialpartnerschaftlich umgesetzt.