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”Don’t manage – lead change before you have to”

Wie steht es um die Transformation in der bayerischen Automobilindustrie?

Transformation ist ein grundlegender Wandel von Geschäftsmodellen, Produkten und Arbeitsprozessen. Für die Betroffenen geht Transformation mit lang andauernden Orientierungs- und Lernprozessen, wie dem Erwerb von neuen Kompetenzen, einher. Bei vielen Unternehmen und Beschäftigten rufen diese Prozesse zunächst Unsicherheit und ein Gefühl der Ohnmacht hervor, gerade wenn ihnen Informationen und Orientierung fehlen.

Veränderung aktiv gestalten

Den Veränderungsprozess nicht nur zu verwalten, sondern bewusst lenken, bevor die Umstände einen dazu zwingen, empfiehlt Jack Welch (ehemals CEO, Global Electric). Dabei stellt sich die Frage:

Was benötigen Unternehmen, um Transformation erfolgreich umzusetzen?

Im Rahmen des Förderprogramms „Transformationsstrategien für Regionen der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), begleitet das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Projekt transform.by Unternehmen der bayerischen Fahrzeug- und Zulieferindustrie. Auf Basis von Fallstudien ermittelt das f-bb in intensiven Gesprächen mit Entscheidungsträger*innen und Beschäftigten, zentrale Hemmnisse, Herausforderungen sowie vorhandene und nötige Kompetenzen. Neben den drei D - Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung, treibt die Automatisierung der Produktion den Umbruch in den Unternehmen voran.

In den untersuchten Fallstudienunternehmen zeigt sich, dass Fachkräfte mit mechanischen Kenntnissen, z. B. Zerspanungsmechaniker*innen, zunehmend Kompetenzen in Mechatronik und Elektro(tech)nik benötigen. Da der Wandel von Berufsbildern als zu behäbig empfunden wird, setzen Unternehmen verstärkt auf Nachqualifizierung. Befeuert wird dies durch demografische Entwicklungen, die es erschweren, Auszubildende und ausgebildete Fachkräfte für die Produktion zu finden. Um automatisierte Prozesse mehrerer Maschinen überblicken und eigenständig steuern zu können, wird es zudem nötig, Maschinenbediener*innen zu Anlagenführer*innen weiterzuentwickeln.

Eine der großen Herausforderungen ist es, den Beschäftigten der Automobilindustrie, die in den letzten Jahrzehnten vor allem Aufschwung erlebt haben, Angst vor Veränderung und kleineren Rückschritten zu nehmen. Deshalb spielen Vorgesetzte eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Transformation der Unternehmen. Entscheidend ist, dass sich Vorgesetzte zu FÜHRUNGskräften entwickeln, die vorausschauend und proaktiv kommunizieren und Mitarbeiter*innen begleiten, unterstützen und individuelle Entwicklungschancen aufzeigen.

Führungskräfte sind zentral, da der Erwerb überfachlicher Kompetenzen besonders herausfordernd ist. Kürzere Produktzyklen und schnellere Technologieentwicklungen erfordern stetige Einarbeitung in neue Themen und Arbeitsweisen, wodurch ein verstärkter abteilungsübergreifender Austausch erforderlich ist. Daher gewinnen Kommunikationskompetenzen für alle beruflichen Anforderungsniveaus an Bedeutung.

Perspektiven zur Gestaltung der Transformation

Vor der fachlichen Kompetenzentwicklung müssen Unternehmen den Veränderungsprozess an sich strukturieren (vgl. Abbildung 1). Dazu gehören separate Kommunikationsansätze für jede Zielgruppe und ein erweitertes Rollenverständnis bei Führungskräften, weil:

  • nur so eine positive Einstellung zum Veränderungsprozess erreichbar ist
  • Informations- und Kommunikationsprozesse die Rahmenbedingungen für Partizipation am Veränderungsprozess bilden. Hieraus kann eine Lernkultur entstehen, in der Mitarbeitende selbstorganisiert lernen und befähigt werden, Veränderungen umzusetzen
  • nur durch aktive Gestaltung der Veränderung frühzeitig Qualifizierungsbedarfe in den Fachabteilungen erkannt werden. Dies ist nötig, um rechtzeitig Weiterbildungsangebote in den betrieblichen Alltag integrieren zu können.

Das f-bb erarbeitet hierzu Qualifizierungskonzepte, die mit den Unternehmen der Fallstudien pilotiert werden. Somit trägt das f-bb dazu bei, teilnehmende Unternehmen zu unterstützen, die Transformation aktiv und erfolgreich zu gestalten.

Abbildung 1: Elemente, die in den Fallstudien häufig als ausbaufähig bewertet wurden und Darstellung der positiven Folgen einer erfolgreichen Implementierung in die Struktur des betrieblichen Transformationsprozesses.