InfoForum 03/2025
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Mehr als Reels und Likes
Kontakt next überwindet Barrieren durch aufsuchende Informationsarbeit auf Social Media

Viele Menschen suchen in sozialen Medien Gleichgesinnte, wenn es um Herausforderungen oder Alltagsfragen im Leben geht. Besonders Eltern nutzen Social Media, z.B. wenn sie nach der Elternzeit wieder in den Job einsteigen möchten. Dabei geht es ihnen um Informationen, Austausch sowie Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder um die Frage, ob der erlernte Beruf noch passt.
Für viele Lebenslagen existieren Informations- und Beratungsstellen, doch der Weg dorthin (physisch oder psychisch) ist manchmal mit Barrieren verbunden. Die eigenen Anliegen in Social-Media-Kanälen zu posten, ist häufig einfacher. Hier setzt das Pilotprojekt kontakt next der Bundesagentur für Arbeit an, mit dem Ziel Ratsuchende dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten – in den sozialen Medien. Das Zusammenspiel von aktiver und reaktiver Informationsarbeit bildet den besonderen Charakter des Projekts. Neben aktiven Postings zu Themen rund um Wiedereinstieg, Kinderbetreuung, Teilzeitchancen und Co werden vor allem Fragen und Diskussionen in sozialen Medien von den Kontakter*innen aufgegriffen und mit aktuellen und relevanten Informationen beantwortet. Die sechs Kontakter*innen bringen eine breite Expertise im Kontext Familie, Beruf, Sozialpädagogik und der Kommunikation auf Social Media mit. Eine wichtige Voraussetzung, um im Netz kursierende Falschinformationen zu korrigieren. Durch ihre Präsenz auf Instagram, Facebook, Threads und Gutefrage helfen sie einer Vielzahl an User*innen. Im Projekt ist zu berücksichtigen, dass jeder Social-Media-Kanal einen eigenen Charakter, technische Möglichkeiten, Kommunikationsregeln und Zielgruppen hat. Während die Hauptzielgruppe auf Facebook zwischen 30 und 39 Jahre alt ist, sind bei Instagram und Threads eher die 14- bis 29-Jährigen mit den betreffenden Themen zu finden. Auf Facebook herrscht eine aktive Fragekultur in den thematisch passenden Facebook-Gruppen, auf Threads bringen sich die Kontakterinnen und Kontakter in einen Dialog zum Thema ein und auf Instagram kommen sie vor allem über lebendige Formate – wie Reels oder Stories – in den Austausch. Gutefrage sticht als sogenanntes Frage-Antwort Forum aus dem Portfolio heraus, bietet aber umfangreiche thematische Ansatzpunkte, vor allem für die reaktive Infoarbeit, also dem Beantworten anderer Posts und Fragen von User*innen.
Zu den Top Themen über alle Kanäle hinweg zählen unter anderem: Unzufriedenheit im aktuellen Beruf, Wunsch nach beruflicher Veränderung, Angst vor dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit, Erfahrungen in bestimmten Berufen, Home-Office Regelungen, Bewerbungstipps oder Möglichkeiten, Teilzeit während der Elternzeit zu arbeiten. Dabei kann es stark variieren, wie viele Informationen die User*innen in einem Beitrag preisgeben. Manche Fragen sind sehr kurz gehalten: „Ich bin unglücklich in meinem aktuellen Job. Was kann ich machen?“ Hier kann es schwieriger sein, gezielte Antworten zu geben, da nicht klar ist, worauf sich die Unzufriedenheit bezieht. Die Kontakter*innen können jedoch auch in diesen Situationen weiterhelfen und nennen z.B. mehrere mögliche Anlaufstellen mit einer kurzen Beschreibung zu deren Verwendung (z.B. auf die Berufsberatung im Erwerbsleben der Bundesagentur für Arbeit oder das Weiterbildungsportal mein NOW) In anderen Fällen sind die Beiträge sehr ausführlich geschrieben und geben Einblicke in Partnerschaft, Kindererziehung, Erfahrungen mit Vorgesetzten und Kolleg*innen, berufliche Werdegänge oder Einstellungen zu Familie und Beruf. Hier können die Informationen spezifischer sein.
kontakt next verdeutlicht, dass Social Media Einblicke in die Lebenswelt der Zielgruppe ermöglicht und somit ein tieferes Verständnis ihrer Bedürfnisse schafft. Informationen können zudem gezielt und unabhängig von Sprechzeiten gegeben und abgerufen werden. Für weiterführende Beratungen sind nach wie vor die Agenturen für Arbeit und andere Beratungsstellen zuständig.
So angelegt, ist Social Media kein Selbstzweck – es ist ein Werkzeug für Teilhabe. Mit kontakt next wird digitale Kommunikation zur Brücke zwischen Lebensrealität und beruflicher Perspektive.
Das Projekt wird vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) koordiniert, die sechs Kontakter*innen sind bei der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) gGmbH und der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (faw) beschäftigt. Die Kommunikationsagentur neues handeln liefert das Design und Social Media Analysen.