Newsletter 03/2022

InfoForum 03/2022

Newsletter-anmeldung

jetzt anmelden

Zwischen Vorgaben und Umsetzung

Über unterschiedliche Erwartungen in der pflegeberuflichen Weiterbildung

Im Herbst 2023 werden die ersten frisch ausgebildeten Pflegefachfrauen und -männer eine Weiterbildung absolvieren können. Damit diese unter den neuen Voraussetzungen und Vorgaben auch gut gelingen kann, müssen bereits jetzt die Weichen gestellt werden. Das Forschungsprojekt „Qualifizierungsanforderungen von Weiterbildungen (QUAWE)“ untersucht das heterogene Feld der pflegeberuflichen Weiterbildung und schafft eine Informationsgrundlage dafür, das Bildungssystem in der Pflege durchlässig und zukunftsfähig zu gestalten. Zentrale Fragen in den Interviews und Onlineerhebungen sind zum Beispiel: Inwieweit gibt es Bedarf an neuen Weiterbildungen, die im existierenden Angebot nicht abgedeckt sind? Welche Weiterbildungen eignen sich als staatlich anerkannte Fachweiterbildungen?

Es werden alle beteiligten Ebenen in den Blick genommen. Der Perspektive der Pflegedienstleitungen und der Leitungen der pflegeberuflichen Weiterbildungseinrichtungen, der Mesoebene, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da diese als Scharnier zwischen der Makroebene und der Mikroebene agiert. Sie wird einerseits von der Makroebene – wie den zuständigen Ministerien – mit neuen gesetzlichen Vorgaben konfrontiert, die umgesetzt werden müssen. Andererseits ist sie über die Zusammenarbeit mit Lehrkräften bzw. Pflegefachkräften direkt mit dem Handeln auf Mikroebene verbunden. Aus den Deutungsmustern der Akteure aus Pflegepraxis und Pflegeweiterbildungspraxis wird deutlich, dass diese von Ambiguitäten geprägt sind: Während einige Vertreter*innen der Mesoebene die Weiterbildungslandschaft als „Wildwuchs“, welcher dringend bearbeitungsbedürftig ist, bezeichnen, finden andere diese „gut aufgestellt“. Ebenso zeigt sich, dass Weiterbildungen einerseits als in sich abgeschlossene Maßnahme bzw. „Insellösung“ gesehen werden. Andererseits wird die Forderung nach einer modularisierten Struktur deutlich.

Diese Zerrissenheit der Mesoebene wird voraussichtlich noch zunehmen, wenn die ersten Pflegefachfrauen und -männer im nächsten Jahr in die berufliche Praxis einmünden: Zum einen ist bis jetzt noch unklar, inwieweit die bestehenden Weiterbildungsangebote zu den neuen Berufsabschlüssen passen. Zum anderen müssen strategische Entscheidungen unter Unsicherheiten getroffen werden, beispielsweise wer und wie viele Mitarbeitende welche Weiterbildungen besuchen.

Das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) beauftragte Forschungsprojekt QUAWE wird vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gemeinsam mit Prof. Dr. Astrid Seltrecht (Universitätsprofessorin für Fachdidaktik Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) umgesetzt. Ziel ist es, dass sich Weiterbildungen zukünftig in den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) einordnen lassen und damit Transparenz in einer von Durchlässigkeit gekennzeichneten Bildungslandschaft hergestellt wird.