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RÜMSA zieht Zwischenbilanz

Wie das Modell der Jugendberufsagenturen in Sachsen-Anhalt arbeitet

Wie kann der Übergang Schule-Beruf für Jugendliche besser gestaltet werden? Diese Frage beschäftigt die Forschung und Praxis seit langem gleichermaßen. Da inzwischen vielerorts Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können, gewinnen funktionierende Übergänge stark an Bedeutung. Eine mögliche Antwort darauf besteht in der besseren Sichtbarmachung und Abstimmung der regionalen Angebote von Jobcenter, Berufsberatung und Arbeitsagentur, Jugendamt und Schule sowie weiterer Einrichtungen. Hinzu kommt die Unterstützung durch die Politik: Bereits 2013 war die flächendeckende Einführung von Jugendberufsagenturen als politisches Ziel im damaligen Koalitionsvertrag verankert. Auch in Sachsen-Anhalt sollen bis 2021 zentrale Anlaufstellen für junge Menschen nach dem Modell der Jugendberufsagenturen langfristig etabliert werden. Im Rahmen des Landesprogramms „Regionales Übergangsmanagement (RÜMSA)“ fördert das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration seit 2015 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen-Anhalt die Einrichtung solcher Anlaufstellen.

Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat gemeinsam mit dem Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung (isw) als Landesnetzwerkstelle von Beginn an die fachliche Begleitung der RÜMSA-Kooperationsbündnisse übernommen. Diese bestehen aus regionalen Akteuren der verschiedenen Rechtskreise und Schulen. Zu den Aufgaben der Landesnetzwerkstelle gehören die Beratung vor Ort, die Durchführung von Veranstaltungen und Vernetzungstreffen zum Erfahrungsaustausch sowie Auswertungen zum Umsetzungsstand. Gemeinsam mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit wird ein begleitendes Monitoring umgesetzt. Die aktuelle Zwischenbilanz zeigt: Die Grundlagen für eine rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit in 13 Landkreisen und kreisfreien Städten Sachsen-Anhalts konnten geschaffen werden. In allen Bündnissen wurden Ziele, Wirkungserwartungen und Rollen definiert. Institutionalisierte Gesprächsformate wie Steuerungs-, Koordinierungs- und Fachgruppen sorgen für regelmäßigen und intensiven Austausch. Gleichzeitig wurde Transparenz über Bedarfslagen, Förderlücken und die bestehenden regionalen Angebote und Leistungen erzeugt. Hervorzuheben sind die interdisziplinären Fachgruppen zur gemeinsamen Planung und Gestaltung von Maßnahmen, die die Entwicklung neuer Angebote für besondere Zielgruppen stärker in den Blick nimmt. So wurden beispielsweise Projekte für schwer erreichbare Jugendliche gemeinsam auf den Weg gebracht. Auch nach außen wirken die Kooperationsbündnisse, bspw. indem für alle zugängliche Angebotsdatenbanken und Praktikumsbörsen veröffentlicht wurden.

Die Prozesse für eine rechtskreisübergreifende Kooperation werden nun in der täglichen Praxis erprobt und weiterentwickelt. Die Ansätze beinhalten u.a. Schnittstellenpapiere und gemeinsame Prozessketten zur Fallsteuerung und für Fallbesprechungen. Aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen von Städten und Flächenlandkreisen in Sachsen-Anhalt wurden verschiedene, an den Bedarfen angepasste Modelle von Anlaufstellen entwickelt. Sie reichen von der Beratung unter einem Dach über dezentrale Beratungsangebote in Flächenlandkreisen bis hin zu webbasierten Jugendberufsagenturen als Ergänzung der Vor-Ort-Beratung. Aktuell wird in weiteren Kooperationsbündnissen die Eröffnung gemeinsamer Anlaufstellen vorbereitet.

Die Ergebnisse verdeutlichen den stufenweisen Aufbau von Kooperationsbündnissen. Schritt für Schritt erfolgt die Verständigung über gemeinsame Arbeitsprogramme zwischen den Rechtssystemen, die Definition gemeinsamer Ziele und die Umsetzung optimierter Angebote. Die neu geschaffene räumliche Nähe und regelmäßige gemeinsame Reflexionen befördern diesen Prozess in erheblichem Maße. Ausreichend Zeit, zusätzliche Ressourcen neben dem Alltagsgeschäft und politische Akzeptanz sind weitere wichtige Gelingensfaktoren.  

Insgesamt zeigt sich, dass die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit in RÜMSA zu ersten Verbesserungen der regionalen Angebotsstruktur führt und sich insbesondere mit Blick auf die Zielgruppe der jungen Menschen lohnt.

 

  Michael Steinbach