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Mit Teilqualifizierungen zum Berufsabschluss - f-bb untersucht Erfolgsfaktoren verschiedener Konzepte

Bereits seit Mitte der 2000er-Jahre werden die Möglichkeiten modularer Qualifizierungsformen, sogenannte Teilqualifizierungen (TQ), in Fachwissenschaft und Politik diskutiert (siehe z.B. Euler, D./Severing, E., 2007 oder Severing, E., 2008). Mit diesem Instrument sollen Kompetenzen bei bestimmten, bisher im Regelsystem der Berufsausbildung nur schwer integrierbaren Personengruppen entwickelt werden. Bereits erprobte Konzepte sehen vor, einzelne Module auf Basis beruflich geregelter Abschlüsse zu entwickeln. Dadurch soll geringqualifizierten Erwachsenen ein Berufsabschluss ermöglicht oder durch Nachqualifizierungsmaßnahmen der Arbeitsmarktzugang erleichtert werden. Beispiele hierfür sind die durch das f-bb entwickelten „berufsanschlussfähigen Teilqualifikationen“ der Bundesagentur für Arbeit, an denen sich unter anderem der DIHK und die Arbeitgeber-Initiative – neben eigenen Bausteinen – orientieren.

Die Vorteile der TQ liegen auf der Hand: Der modulare Aufbau ermöglicht es, die Qualifizierung zeitlich flexibel durchzuführen. Pausen sind möglich, beispielsweise wenn Pflege von Angehörigen, Kindererziehung oder andere Lebenslagen dies erfordern. Zum Teil ist es auch möglich, bereits erworbene Elemente beruflicher Handlungskompetenz individuell zu berücksichtigen. Die flexible Ausgestaltung von TQ sichert zudem niedrigschwellige Erfolgserlebnisse. Dies kann die Motivation von Personen mit geringem Selbstvertrauen steigern. Arbeitsuchenden ohne Berufsabschluss eröffnet sich dadurch eine realistische Chance auf eine Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt. In manchen Modellmaßnahmen gelingt dies mit großem Erfolg - mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden erlangen über eine anschließende Externenprüfung einen zertifizierten Berufsabschluss. Aus diesen Gründen ist seit 2012 der vermehrte Einsatz von TQ in der abschlussorientierten Weiterbildung zu beobachten.

Allerdings sind die vorhandenen TQ-Angebote unübersichtlich und es existieren teilweise für denselben Beruf verschiedene Konzepte. Beispielsweise liegen für den Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker/in der Kunststoff- und Kautschuktechnik sowohl TQ der Bundesagentur für Arbeit als auch der Arbeitgeber-Initiative vor. Frühere Untersuchungen haben sich meist auf die Evaluation einzelner Modelle beschränkt, eine vergleichende Gegenüberstellung der verschiedenen Konzepte fand bisher nicht statt. Diese Lücke möchte das f-bb schließen. Im Rahmen von Workshops und Kurzstudien soll in einer von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebenen Studie untersucht werden, welche Faktoren den Erfolg verschiedener TQ-Modelle bedingen - beispielsweise im Hinblick auf die Erreichung und Ansprache der Zielgruppen oder die Wirksamkeit von TQ für das Erreichen eines Berufsabschlusses und der Arbeitsmarktintegration. Dafür wird untersucht, in welchen Berufsfeldern, Branchen oder Regionen die Umsetzung gelingt und welche Faktoren zum Erfolg beitragen.

Kristin Hecker