InfoForum 04/2022

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"Die Zukunft der Arbeit ist spannend und sie beginnt heute"

Über zeitgemäße Weiterbildung und die Entdeckung der Zukunft im #kmuFutureLab

Interview mit Michael E.W. Ney, Projektgruppenleiter am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb).

Wie kann Weiterbildung in Zukunft gestaltet werden?

Die Weiterbildung der Zukunft wird anders sein, als das, was wir bisher kennen. Zum einen verändern sich die technischen Möglichkeiten fortlaufend. Zum anderen haben wir in der COVID-Pandemie gelernt, technische Möglichkeiten besser auszuschöpfen, um besser arbeiten zu können. Das können wir natürlich auch auf das Lernen ausweiten. Hier gibt es schon viele Online-Bildungsangebote, insbesondere, wenn wir auf den internationalen Markt schauen. Allerdings ist das Online-Angebot allein nicht entscheidend. In verschiedenen Befragungen, die wir seit Arbeitsbeginn des Zukunftszentrums 2019 durchgeführt haben, ist deutlich geworden, die meisten Beschäftigen wünschen sich eine Mischung aus Präsenz und Online-Lernangeboten. Dahinter verbirgt sich der Wunsch nach sozialer Begegnung in Präsenz, dem informellen Austausch. Bestimmte soziale Dynamiken lassen sich in Onlineformaten einfach nicht gut ab- oder nachbilden. Gleichzeitig kann aber Wissensvermittlung auch in Form von z.B. Flipped Classroom – Formaten, bei denen Wissenscontainer vor der Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden, umgesetzt werden.

Welche Bedürfnisse und Anforderungen sollte eine zukunftsfähige Weiterbildung erfüllen?

Es gibt eine Vielzahl von Bedürfnissen, die mit zukunftsfähiger Weiterbildung einhergehen können. Im Fokus steht aber die Vereinbarkeit von Arbeit, Privatem und Weiterbildung. Fachkräftemangel und die Verkürzung der Halbwertszeit von Fach- und Praxiswissen bilden dabei wichtige Faktoren. Der Fachkräftemangel steht für die fehlende Zeit, die für Weiterbildung übrigbleibt. Die Halbwertszeit des Wissens zeigt den gleichzeitig steigenden Weiterbildungsbedarf an. Daraus entsteht der Bedarf, Weiterbildungsangebote zu optimieren. Wo kann in der reinen Wissensvermittlung der Zugang durch Online-Angebote zeitlich und räumlich unabhängig gestaltet werden? Wie kann Weiterbildung umgesetzt werden, damit sie direkt am Arbeitsort stattfinden kann und einen möglichst geringen Transferverlust erfährt? Dazu gehört aber auch für Online-Weiterbildungsangebote neue digitale Lernräume zu schaffen, in denen Austausch und Begegnung möglich wird, die einen Erfahrungs- bzw. Erlebnisanreiz bieten.

Kannst du ein praktisches Beispiel für das Zukunftszentrum Sachsen-Anhalt geben?

Um Weiterbildungsdienstleister in Sachsen-Anhalt einzuladen darüber nachzudenken, wie digitale Lernräume aussehen können, haben wir selbst einen solchen Lernort entwickelt, das #kmuFutureLab. Dabei handelt es sich um einen virtuellen Raum, den die User mittels eines Avatars erkunden können. Die Umgebung ist bewusst spielerisch als Raumstation gestaltet, um den Zukunftsaspekt herauszustellen. Im #kmuFutureLab können die Besucher dann die Themenbereiche des Zukunftszentrums an verschiedenen Stationen mittels unterschiedlicher digitaler Medien nutzen oder in einem Besprechungsbereich über eine Videokonferenz in Austausch treten. Es gibt eine PC-Station, an der Digitalisierungsinformationen über die Schwerpunktbranchen (Pflege, Tourismus, Handwerk, Weiterbildung) des Zukunftszentrums mittels Erklärfilm zur Verfügung stehen. An einer anderen Station geht es um Betriebsratsthemen und es gibt die Möglichkeit, für den eigenen Betrieb die Zukunftsfrage als Grundlage für eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln. Vieles davon ist in der Gestaltung eher spielerisch ausgerichtet und erhöht dadurch den Reiz, sich auseinander zu setzen.

Wird das #kmuFutureLab in Zukunft weiterentwickelt und wenn ja, was könnte noch kommen?

Ab 2023 wollen wir die bestehenden Anwendungen im #kmuFutureLab nochmal anfassen. Was funktioniert gut und wo können wir noch anwendungs- und bedarfsorientierter werden? Ein großes Thema ist die Integration von KI-Elementen, die ja auch im Bereich Weiterbildung eine Rolle spielen. Z.B. könnte ein Algorithmus, die aufgerufenen Themen auswerten und daraus weitere Empfehlungen ableiten. Für die freie Nutzung durch User denken wir über die Begleitung durch einen Chatbot nach, weil natürlich auch weiterführende Fragen aufkommen – aber nicht durchgängig Mitarbeiter*innen zur Betreuung zur Verfügung stehen. Insbesondere, wenn die Nutzung in z.B. den Wochenendbereich fällt.

Das Projekt „Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert und vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-​Anhalt kofinanziert.