InfoForum 03/2018

Lernen mit digitalen Medien im Betrieb

Fallstricke bei der Einführung erkennen und vermeiden

Bei Großunternehmen mag das Lernen mit digitalen Medien schon etabliert sein, KMU stehen hier allerdings noch am Anfang. Sie verfügen oftmals nicht über für die zur Einführung und Umsetzung notwendigen personellen und organisatorischen Kapazitäten. Gerade der Aufwand in der Planungs- und Implementierungsphase wird unterbewertet. Dabei liegen die Vorteile des Lernens mit digitalen Medien auf der Hand: Lernende können ihr Pensum unabhängig von starren Präsenzzeiten selbst bestimmen. Damit sinkt das Risiko, dass Inhalte für die einen zu schnell, für die anderen zu langsam abgehandelt werden. Richtig umgesetzt kann dies zu steigender Motivation und besseren Ergebnissen führen.

Um KMU beim Lernen mit digitalen Medien zu unterstützen, wurde vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) das BMBF-geförderte Projekt „Mit digitalen Medien auf dem Weg zum Aufstieg durch Abschluss (MeWA)“ durchgeführt. Ziel des Projekts war es, selbstorganisiertes Lernen mit digitalen Medien im Betrieb aufzubauen und zu etablieren. Dafür wurde ein Konzept zur beruflichen Nachqualifizierung von formal geringqualifizierten Lernenden über 25 Jahren mit digitalen Bildungsmedien entwickelt und in Betrieben erprobt. Die Projektergebnisse stützen die Annahme, wonach Betriebe die Herausforderungen bei der Einführung digitaler Lernmedien unterschätzen. Sie erwarten, dass die Digitalisierung bestehender Lehr-Lern-Materialien einfach, schnell, kostengünstig und mit wenig Aufwand verbunden ist. Das Gegenteil ist aber der Fall. Zahlreiche technische und organisatorische Voraussetzungen gilt es zu erfüllen.

Zum einen muss eine für den jeweiligen Betrieb passende Lösung der IT-Infrastruktur gefunden werden. Entscheidungen in diesem Bereich betreffen sowohl die Ausstattung mit Hard- und Software, als auch die Einbindung des Fachpersonals. Zum anderen müssen betriebliche Strukturen geschaffen werden, in denen selbstorganisiertes Lernen gelingt und Freiräume dafür bereitstehen. Die Begleitung der Ausbildenden bei der Durchführung von Lehren/Lernen mit digitalen Medien in Aus- und Weiterbildung in der Anfangsphase bis ein betrieblicher Aufbau eingerichtet ist, erscheint zudem erforderlich. Als erfolgskritisch hat sich die Unterstützung bei didaktischen und technischen Fragestellungen des Ausbildungspersonals erwiesen, etwa betreffend den Umgang mit einer Lernplattform sowie bei der Erstellung von digitalen Lernaufgaben und Lerneinheiten.

Diese Ergebnisse diskutierten unter anderem mit beteiligten und interessierten Betrieben, Vertreter der IHK Berlin und der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg im Rahmen der Projekt-Abschlussveranstaltung Ende Juli.  

An der Umsetzung des Projektes haben sich neben der IHK Berlin auch die toom Baumarkt GmbH (REWE Group), die Zapf Umzüge AG und die NORMA Lebensmittelfilialbetrieb Stiftung & Co. KG als Kooperationspartner beteiligt, so dass eine hohe Praxisnähe gewährleistet werden konnte.

Um die Ergebnisse auch für nicht beteiligte Unternehmen und Arbeitsverwaltungsinstitutionen nutzbar zu machen, wird MeWA in Kürze eine Reihe von Publikationen und Praxishilfen veröffentlichen. Zu dieser Reihe „Lernen mit digitalen Medien im Betrieb“ werden gehören:

  • Blended-Learning-Szenarios, bei denen Geringqualifizierte mobil und arbeitsplatznah mit digitalen Bildungsmedien praxisbezogene Fachtheorie lernen.
  • Praxishilfe zu Teilqualifikationen für Lernende und Betriebe. Die Lernenden werden dabei bis zur Kompetenzfeststellung mit Zertifikat begleitet.
  • Praxishilfe zur Fortbildung des Ausbildungspersonals zu Lernprozessbegleitenden. Diese sollen in der Lage sein, geringqualifizierte Lernende beim Lernen mit digitalen Medien zu unterstützen.

  Andrea Mohoric