Aktuelles

Newsletter-anmeldung

jetzt anmelden

Gender-Gap - der lange Weg von Frauen in der beruflichen Anerkennung ausländischer Abschlüsse

Zum Internationalen Frauentag wirft das f-bb einen Blick auf Auswirkungen der Geschlechterunterschiede auf die Erwerbsbeteiligung von Migrant*innen.

Deutschland ist eines der beliebtesten Einwanderungsländer der Welt. Um die gesellschaftliche Teilhabe der nach Deutschland migrierenden Menschen bestmöglich gewährleisten zu können, besitzt deren Eingliederung in den hiesigen Arbeitsmarkt eine große Bedeutung. Seit 2016 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung Personen, die sich ihre im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen in Deutschland anerkennen lassen möchten, über den Anerkennungszuschuss. Im Monitoring des Förderprogramms durch das f-bb zeigt sich: Der Anerkennungszuschuss ermöglicht es insbesondere Frauen, ihre berufliche Situation in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

Aus den Daten der im Rahmen des Anerkennungszuschusses durchgeführten Gefördertenbefragungen wird zunächst ersichtlich, dass deutliche Geschlechterunterschiede in der Erwerbsbeteiligung der Personen bestehen, die den Anerkennungszuschuss beantragen. Liegt noch keine Berufsanerkennung vor, sind die Erwerbstätigenquoten der Frauen sehr viel niedriger als die der Männer. Ein Grund für diese Unterschiede liegt in der Geschlechtssegregation der Berufe. Ein erheblicher Teil der geförderten Frauen möchte in Deutschland reglementierte Berufe ausüben. 90 Prozent der Anerkennungsanträge von Frauen betreffen reglementierte Berufe, während dieser Anteil bei Männern lediglich 70 Prozent beträgt. Die Anerkennung ist für diese Gruppen eine notwendige Bedingung für die Berufsausübung, wird in der Regel jedoch erst nach dem Absolvieren von Ausgleichsmaßnahmen erreicht. Viele Frauen sind vor erfolgreicher Anerkennung ihres Berufsabschlusses damit nicht in der Lage, eine bildungsadäquate Beschäftigung in Deutschland aufzunehmen. Oft besetzen sie deshalb zunächst Hilfstätigkeiten und Minijobs oder befinden sich in Erwerbslosigkeit. Zugleich besitzen Frauen auch eine grundsätzlich niedrigere Erwerbsquote als Männer. So ist die geschätzte Wahrscheinlichkeit, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, etwa bei Personen mit einer im Ankerkennungsverfahren als „nicht gleichwertig“ eingestuften Ausbildung für Männer um mehr als 12 Prozent höher als für Frauen.

Die Daten unterstreichen somit: Frauen sind in verstärktem Maß auf eine gelingende Berufsanerkennung angewiesen, um eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschäftigung aufnehmen zu können. Auf deren erfolgreiche Integration in den deutschen Arbeitsmarkt wird im Rahmen des Anerkennungszuschusses positiven Einfluss genommen. Während der Begleitung der Personen entlang ihres Anerkennungsverfahrens offenbart sich dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), dass die hier skizzierten Geschlechterunterschiede im Zeitverlauf deutlich vermindert werden können. Während zum Zeitpunkt der Antragstellung auf Anerkennungszuschuss erheblich weniger Frauen als Männer beschäftigt waren, sind die Unterschiede nach erfolgter Förderung merklich geringer. In nicht reglementieren Berufsbereichen nähern sich die Erwerbstätigenquoten an, in reglementierten Berufen verschwinden vormalige Geschlechterdivergenzen ganz. 78 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen mit voller Gleichwertigkeit der Ausbildung zu einem reglementierten deutschen Referenzberuf sind nach erfolgtem Anerkennungsverfahren erwerbstätig. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im Hinblick auf das Niveau der ausgeübten Beschäftigung. Bei denjenigen Geförderten, denen eine vollständige Gleichwertigkeit ihres ausländischen Berufsabschlusses bescheinigt wird, erhöhen sich die Anteile der Männer in bildungsadäquater Beschäftigung um 20 Prozent, die der Frauen sogar um 35 Prozent.

Insgesamt lässt sich damit festhalten: Die Auswirkungen der Berufsanerkennung fallen für Frauen größer aus als für Männer. Berufsanerkennung trägt bei Frauen stärker zur Erhöhung der Erwerbstätigenquoten bei, wodurch die generellen Unterschiede in der Erwerbs-beteiligung zwischen Männern und Frauen verringert werden. Zudem werden bei Vorliegen voller Gleichwertigkeit der im Ausland erworbenen Qualifikationen mit deutschen Referenzberufen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Anteil ausbildungsadäquater Beschäftigung erheblich vermindert.