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Eher zufällig darauf gestoßen

Warum die Fortbildung zum Berufspädagogen hinter den Erwartungen zurückbleibt

2009 wurden die beiden bundeseinheitlichen Fortbildungsregelungen „Geprüfte*r Aus- und Weiterbildungspädagog*in“ – DQR-Niveau 6 – und „Geprüfte*r Berufspädagoge*in“ – DQR-Niveau 7 – erlassen. Daran geknüpfte Hoffnungen eines Professionalisierungsschubs beim außerschulischen Bildungspersonal bzw. einer Verberuflichung dieser Zielgruppe haben sich bisher allerdings nicht erfüllt. Die Nachfrage nach dem Fortbildungsberuf bzw. die Angebote für entsprechende Vorbereitungslehrgänge bleiben hinter den Erwartungen zurück. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) hat unter Mitwirkung von Prof. Dr. Andreas Diettrich von der Universität Rostock die Gründe dafür untersucht. Die Ergebnisse der im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführten Studie wurden nun veröffentlicht.

Demnach sind die Fortbildungsabschlüsse nur wenig bekannt. Befragte stoßen eher zufällig darauf und vor allem dann, wenn sie auf der Suche nach Möglichkeiten sind, die eigenen Kompetenzen in Bezug auf Aus- und Weiterbildung zu erweitern. Die Studie zeigt, dass die Verwertungsmöglichkeiten im Anschluss an den Abschluss zu wünschen übrig lassen. Auch hier spielt die geringe Bekanntheit, diesmal auf Seiten der Betriebe, eine Rolle. Betriebe, denen die Abschlüsse bekannt sind, schätzen diese häufig als nicht nutzbringend ein. Absolvent*innen berichten, dass der Abschluss Berufspädagoge auf DQR 7-Niveau nicht als gleichwertig zu Hochschulabschlüssen anerkannt wird. Positive Aspekte der Fortbildung: Sie wird von Absolvent*innen als inhaltlich sehr umfassend und einen breiten Tätigkeitsbereich abdeckend wahrgenommen. Die Befragten konnten ihre Kompetenzen erweitern und schätzen die Inhalte als sehr relevant ein.

„Das verdeutlicht, dass der Geprüfte Berufspädagoge grundsätzlich das Potenzial hat, zur Professionalisierung des Bildungspersonals beizutragen“, meint Studienautor Thomas Schley. „Hierfür bedarf es allerdings zusätzlicher Anstrengung, die Sichtbarkeit und Bekanntheit des Fortbildungsabschlusses und dessen Nutzen insbesondere bei Betrieben zu steigern. Der Öffentliche Dienst könnte beispielsweise vorangehen und vermehrt qualifizierte Berufspädagogen*innen einstellen, auch auf Stellen, die ansonsten von Hochschulabsolvent*innen besetzt werden. Entsprechende Stellenprofile sind vorhanden und die Einordnung auf der DQR-Skala macht das auch möglich“, schlägt Schley vor.

Um mehr Interessierten eine Teilnahme an der Fortbildung zu ermöglichen, sollten Struktur und Prüfungsmodalitäten so gestaltet werden, dass die Lehreinheiten berufsbegleitend absolviert werden können.

Für die Studie wurden Absolventinnen und Absolventen der Fortbildung, Anbieter von Vorbereitungslehrgängen sowie zuständige Stellen und Prüfungsausschüsse befragt. Insgesamt wurden 45 problemzentrierte Interviews in unterschiedlichen Regionen durchgeführt und mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Vorläufige Ergebnisse aus der Befragung von Teilnehmenden, Bildungsanbietern, Prüfern und Prüferinnen sowie von zuständigen Stellen wurden ergänzend in einem Workshop mit Expertinnen und Experten kommunikativ validiert.

Die Studie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.

  Thomas Schley


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