InfoForum 04/2020

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Wie kann Bildung für nachhaltige Entwicklung gemessen werden?

f-bb entwickelt Indikatoren für den Bereich Berufsbildung

Im Jahr 2015 haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Die darin enthaltenen 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) sollen zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Armut, Gesundheitsgefahren und zunehmenden Naturkatastrophen beitragen. Zur Umsetzung dieser Ziele kommt der Bildung eine wichtige Rolle zu. Deshalb wurden in den letzten Jahren auch in Deutschland vielfältige Anstrengungen unternommen, um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im allgemeinbildenden Schulsystem und der Berufsbildung zu verankern. Um den Umsetzungsstand des Nationalen Aktionsplans BNE zu überprüfen und eine kontinuierliche Berichterstattung zu ermöglichen, entwickelt das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt „iBBnE“ entsprechende Indikatoren für das duale Ausbildungssystem.

In diesen Bildungsbereich wird von Expert*innen große Hoffnung gesetzt, da hier Kompetenzen gefördert werden, die sich später in nachhaltigkeitsorientierten Handlungen im Berufsalltag niederschlagen können. Menschen werden dazu angeregt, ökonomische und ökologische Faktoren in ihrem Handeln zu reflektieren und Aspekte des sozialen Miteinanders – auch auf globaler Ebene – zu berücksichtigen. Mit einer Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBnE) kann demnach die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise und Gesellschaft befördert werden.

Um BBnE im Berufsbildungssystem strukturell zu verankern, ist die Etablierung von Betrieben und beruflichen Schulen als nachhaltige Lernorte sowie die curriculare und didaktische Umsetzung des Themas wichtig. Ein indikatorgestütztes nationales Monitoring könnte aufzeigen, in welchen Bereichen der Berufsbildung nachhaltige Entwicklung bereits etabliert ist und welche Nachsteuerungsbedarfe bestehen. Hierzu müssen Kennzahlen entwickelt werden, die valide Rückschlüsse auf den Stand sowohl in den Lernorten Schule und Betrieb, als auch auf Ebene von gesetzlichen Vorgaben wie Ausbildungsordnungen und Umsetzungsempfehlungen z. B. des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ermöglichen. Die Indikatoren müssen daher spezifisch und greifbar für die Berufsbildung sein. Darüber hinaus sollten sie Veränderungen langfristig abgebildet werden können. Schließlich müssen sie sich auf Daten stützen, deren Verfügbarkeit z. B. über bestehende Erhebungen gesichert sind.

Entsprechende Indikatoren können sich direkt auf Betriebe und Berufsschulen beziehen, aber auch das bestehende Angebot an nachhaltigkeitsbezogenen Qualifizierungen für das Berufsbildungspersonal oder das Prüfungswesen fokussieren. Wesentlich vor diesem Hintergrund ist die neu eingeführte Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, die ab August 2021 in Kraft treten und nachhaltigkeitsbezogene Inhalte im Zusammenhang mit fach-/berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule als „Mindeststandards“ für die Ausbildung vorschreiben wird.

Das Verbundvorhaben iBBnE läuft noch bis Ende 2021. Bis dahin soll ein Indikatorenset bereitstehen. Bislang wurden Erkenntnisse durch Interviews und Zukunftskonferenzen mit Expert*innen aus der Berufsbildung gesammelt. Daraus haben sich z. B.  Fort- und Weiterbildungen des ausbildenden Personals, Aufgaben zu BNE in Zwischen- und Abschlussprüfungen und Bezugspunkte zu BNE in Ausbildungsordnungen als vielversprechende Indikatoren ergeben. Die Pilotierung von Items in einer Betriebsbefragung des BIBB wird derzeit vorbereitet. Die entwickelten Indikatoren sollen perspektivisch in bestehende Erhebungen der Berufsbildung übernommen und in der deutschen sowie internationalen Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgenommen werden. Am Projekt beteiligt sind neben f-bb und BIBB auch die Fachhochschule des Mittelstands und die Universität Hamburg, Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik.

  Saskia Rieger

  Patrick Hilse

  Kristin Hecker